DFG-Forschungsprojekt "Kinder des Widerstands"Die 'Kinder des Widerstands'. Lebensbedingungen und Sozialisation der Kinder von politisch und religiös Verfolgten des NS-Regimes. Projektleitung: Prof. Dr. Heinz Sünker, Wiss. Mitarbeiter: Dr. Dieter Nelles, Dr. Hartmut Rübner (1.12.2001 - 30.11.2003), Armin Nolzen, M.A. (1.12.2003 - 30.11.2004), Studentische Hilfskraft: Sonja Grabowsky Beschreibung des ProjektsDas Projekt, das von Dezember 2001 bis November 2004 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde, leistet einen Beitrag zur historischen Sozialisationsforschung und zur Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus. Basierend auf der Auswertung archivalischer Quellen - Gestapo-, Justiz und Wiedergutmachungsakten - und der Analyse 51 lebensgeschichtlicher Interviews wurde in einer lokalen Fallstudie zur Stadt Wuppertal, die für diese Problemstellung als ehemalige Hochburg von Widerstand und NS-Bewegung besonders geeignet ist, erstmals wissenschaftlich erforscht, welche Auswirkungen die Verfolgung und der Widerstand von politischen und religiösen Gegnern des Nationalsozialismus auf deren Kinder hatte. Der analytische Zugang zum Thema erfolgte in drei Dimensionen. Im ersten Teil wurde untersucht, in welcher Weise die Kinder in ökonomischer, sozialer und rechtlicher Hinsicht Mitbetroffene und Opfer der gegen ihre Eltern gerichteten Zwangsmaßnahmen staatlicher Stellen und NS-Organisationen waren; im zweiten Teil, wie sich die Verfolgung der Eltern auf das Alltagsleben der Kinder und Jugendlichen auswirkte, d.h. ob sie in der primären Lebenswelt (Nachbarschaft, peer groups, Straße) sowie der Schule und am Arbeitsplatz Diskriminierungen, Ausgrenzungen und Verfolgung erlebten; und im dritten Teil, wie die Kinder und Jugendlichen auf diese Erlebnisse reagierten, welche typischen Einstellungs- und Handlungsformen sie gegenüber dem Nationalsozialismus ausbildeten, wie sie diese Erfahrungen verarbeiteten und welche lebenslangen Prägungen sich daraus ergaben. Beschreibung der DatenbankIm Rahmen des Projekts wurde eine Datenbank erstellt, die personenbezogene Daten und Informationen über die NS-Verfolgten und ihre Angehörigen enthält. Zum allergrößten Teil stammen die Daten aus den ca. 3.000 Wiedergutmachungsakten im Stadtarchiv Wuppertal, die ebenso wie die ca. 1.000 Personalakten der Gestapo im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf zu den politisch Verfolgten und den Zeugen Jehovas und ca. 400 Akten des Oberlandesgerichts Hamm im Staatsarchiv Münster vollständig erfasst wurden. Aufgrund der komplementären Datenbestände sind von den im engeren Sinne politisch verfolgten Personen, die in Polizei-, Gestapo, U-Haft, Gefängnis und Zuchthaus saßen, schätzungsweise 90 Prozent der Grundgesamtheit erfasst. Daten von Personen, die aufgrund der deliktbezogenen Schlagworte "Opposition" und "Heimtücke" von der Gestapo verfolgt wurden, sind in der Datenbank unter der Kategorie "Alltagsnonkonformität" subsumiert, wenn sie einen Antrag auf Wiedergutmachung gestellt haben und wenn aus deren Gestapo-Akte ersichtlich war, dass sie vor 1933 politisch aktiv bzw. organisiert waren. Dies geschah aus forschungsökonomischen und inhaltlichen Gründen, denn im Unterschied zu organisierten und geplanten "staatsfeindlichen" Bestrebungen wurden diese Delikte von der Gestapo "nur" als "staatsgefährlich" angesehen, was für die Verfolgten und deren Familien in den allermeisten Fällen weniger gravierende Konsequenzen hatte. Aus diesem Grunde wurden bei den Angehörigen der Bekennenden Kirche und aus der Gruppe der Katholiken nur diejenigen erfasst, die politisch exponiert waren bzw. inhaftiert wurden. Personen, die aus anderen Gründen verfolgt wurden (Militärjustiz, Sippenhaft, Sonstige), gingen in die Datenbank ein, soweit von ihnen eine Wiedergutmachungsakte vorlag. Insofern ist nur ein Bruchteil dieser Verfolgtengruppen erfasst. Die Datenbank enthält insgesamt 4553 Personen, von denen 2372 verfolgt waren, und 2180 Kinder. Unter den Verfolgten befinden sich 155 Personen, die Kinder von Verfolgten waren, von denen 44 nach 1914 geboren waren. Für 2331 Personen - darunter 1874 politisch Verfolgte - liegen Angaben zu Dauer, Grund, Art und Ort der Verfolgung sowie in den meisten Fällen zu Adresse, Familienstand und Organisationszugehörigkeit vor. Für die Internetpräsentation wurden nur die Personen ausgewählt, die selbst verfolgt wurden und - aus datenschutzrechtlichen Gründen - vor 1915 geboren worden sind. Publikationen
Vorträge
Öffentliche Veranstaltungen des Projekts
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